Vereinsmitglied Dr. Schneikart entdeckt erste zeitgenössische Würdigung von Schwarz

 

Wie deines vatters wiz mir wahr sehr wohl bekandt,

sein beiseÿn angenehm; so thut mich izt erfreuen

was deine handt gesezt […],

so beginnt der handschriftliche Eintrag auf der Innenseite des Bucheinbandes (Spiegel) der „Deutsche(n) Poetische(n) Gedichte“ der Sibylla Schwarz von 1650. Von der Existenz dieses Exemplars in der Staatsbibliothek Berlin wusste bisher, genauer bis zum November 2013, als ich erfolglos und verzweifelt einen bestimmten Psalter in der Staatsbibliothek Berlin suchte, niemand. Bauliche Gegebenheiten – das Berliner Flughafen-Szenario grüßte am Horizont – verhinderten damals die Benutzung des Bandes. Die kürzlich erfolgte In-Augenscheinnahme durch in Greifswald wohl bekannte Freunde alter Bücher brachte nun diesen Fund ans Tageslicht, ein Sonett auf Sibylla Schwarz, in ihre eigene Gedichtausgabe geschrieben.

Das Gedicht stammt von einem nahen Vertrauten der Familie Schwarz. Man hatte wohl „angenehme“ Stunden im Haus in der Baderstrasse mit dem (1648 verstorbenen) Hausherrn verbracht, seinen „Witz“ geschätzt. Nun hält der Familienfreund die Gedichte der Tochter in den Händen „so thut mich izt erfreuen / was deine handt gesezt“, und – erkennt erst jetzt, nach dem Tod des Mädchens, dass er damals im Haus des Vaters einer Dichterin begegnet war. Einer wahren Sibylle! Das Vaterland könne sich glücklich preisen, solch eine Sängerin zu haben, die an Stelle der Männer (Poeten), dazu noch fast ein Kind, dem Vaterland Ruhm bringe:

„weil beÿ Ihn’[im Vaterland] Jungfern das, was sonstens Menner seindt

Ja das so fast sein kindt es nachthut den Sibillen.“

Dieses Gedicht dürfte das erste Zeugnis nicht nur der zeitgenössischen Würdigung der Dichterin sein, sondern überhaupt ihrer Existenz als Poetin.

Monika Schneikart, November 2015

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin – PK / Abteilung Historische Drucke / Signatur: Yi 1801 : R