Nach umfangreichen Recherchen gelang es der Greifswalder Wissenschaftlerin Dr. Monika Schneikart, das erste handschriftliche Dokument der Greifswalder Barockdichterin Sibylla Schwarz ausfindig zu machen. Der undatierte Autograph befindet sich im Stammbuch des Magisters Samuel Gerlach (1609 – 1683). Dank der freundlichen und großzügigen Unterstützung des jetzigen Besitzers des Stammbuches aus Kernen im Remstal kann nun die Handschrift präsentiert werden. Eine Kopie des Stammbuchs wird im Tübinger Universitätsarchiv verwahrt.
Der entscheidende Hinweis auf den einzigen Autographen von Sibylla Schwarz, einem Stammbucheintrag, stammt von der Komparatistin Erika Greber aus Erlangen. Er fand sich in einem Aufsatz aus dem Jahr 2008, der in einem Sammelband zur Frühen Neuzeit erschienen war. Allerdings war kein Fundort angegeben. Nach intensiver Suche in Archiven in Stuttgart und Tübingen fand Dr. Monika Schneikart von der Universität Greifswald die Spur zum jetzigen Besitzer des Stammbuches mit dem handschriftlichen Eintrag von Sibylla Schwarz. Transkription und Übertragung des holländischen Textes stammen von der Essener Mediävistin Nine Miedema.
Die Gedichte der Barockdichterin sind bisher nur indirekt zugänglich, nämlich aus der Hand des schwäbischen Theologen und ehemaligen Feldpredigers in schwedischen Diensten Samuel Gerlach. Er besaß die Handschriften von Sibylla Schwarz, aus denen er zwölf Jahre nach dem Tod seiner „Schülerin“ in Danzig eine Gedichtausgabe zusammenstellte. Über den Verbleib dieser Handschriften ist bis heute nichts bekannt. Außerdem besaß er noch ein handschriftliches Zeugnis, einen Eintrag der Dichterin in seinem Stammbuch. Er hatte 1636 in Greifswald engen Kontakt Sibylla Schwarz, so dass es in dieser Zeit zu dem Eintrag gekommen sein dürfte. Die damals fünfzehnjährige Poetin entschied sich für einen Vers in holländischer Sprache, die als impulsgebend für Martin Opitz und sein Reformprogramm für die deutsche Kunstdichtung anzusehen ist.